„Noch ein IT-Projekt – Puh, muss das sein?“
Im politischen und gesellschaftlichen Diskurs ist es Konsens: Digitalisierung (soll) viele Probleme in deutschen Krankenhäusern lösen. In der Klinikpraxis ist es häufig andersherum: Das x-te Digitalisierungsprojekt lähmt den Betrieb. Die angekündigten Vereinfachungen und Effizienzsteigerungen greifen nach der Einführung nicht. Überschreitung von Fristen und Budgets sowie Frustration aller Beteiligten sind eher die Regel als die Ausnahme in IT- und Digitalisierungsprojekten.
Doch trotz dieser Wahrnehmung sind Digitalisierungsprojekte im Gesundheitswesen unerlässlich, um die Patientenversorgung in Zukunft zu gewährleisten und hoffentlich den Arbeitsalltag des medizinischen Personals zu erleichtern. Die Frage ist nicht, ob wir die Digitalisierung umsetzen, sondern wie wir in einer unvollkommenen Situation (Zeitdruck, Ressourcenmangel, geringer Veränderungswillen, …) möglichst effizient nachhaltige Lösungen schaffen.
Die Antwort liegt meiner Meinung nach im Kern nicht in Applikationen, Methodik oder Instrumenten, die sicherlich einen großen Einfluss haben. Die Antwort bzw. der entscheidende Erfolgsfaktor ist und bleiben die umsetzenden Menschen. In erster Instanz sind dies die Projektleiter:innen und Key-User:innen und die Entscheider, die sie beauftragen. Priorisierung, Schaffung von Freiräumen und dennoch klaren Vorgaben und Leitplanken sind kritische Kompetenzen heutige Geschäftsführungen. In zweiter Instanz stehen alle Personen, die sich direkt zur effizienten Nutzung der neuen Lösungen motivieren lassen. In letzter Instanz ist es eine Frage der Unternehmenskultur und digitalen Kompetenz der Mitarbeitenden.
IT-Projektleiter:innen fungieren als zentrale Figuren der Transformationsprozesse. Sie sind diejenigen, die im besten Fall den Wandel auf operativer Ebene vorantreiben, indem sie die Interessen der Stakeholder und Herausforderungen der Einführung in Einklang bringen. Im schlechtesten Fall erfüllen sie nur das formale Ziel einer technischen Einführung, lassen aber ineffiziente oder dysfunktionale Systeme und Prozesse sowie digitalisierungsmüde Mitarbeitende zurück.
Gute IT-Projektleiter sind in der Lage, sowohl das technische Verständnis als auch das nötige Fingerspitzengefühl für die Bedürfnisse der Mitarbeiter:innen und Patient:innen mitzubringen. Sie erfassen schnell, welche Veränderungen wirklich sinnvoll sind und wie sie am besten umgesetzt werden können. Dies beinhaltet insbesondere ein tiefes Verständnis der klinischen Prozesse. Zudem wissen sie, wie sie die Mitarbeiter:innen einbinden und ihnen die Angst vor der Digitalisierung nehmen können. Sie dienen als Motivator und Problemlöser der ersten Stunde.