Wer braucht denn noch menschliche Berater:innen? (ein weiterer chatGPT-Artikel)

Vor wenigen Tagen berichtete mir ein befreundeter Berater, dass er jetzt „ganze Workshops“ mit chatGPT vorbereiten lässt und eine Revolution im Bereich der Beratungsbranche erwartet. Als KI-Hype-Skeptiker war ich überrascht, da ich die Möglichkeiten von chatGPT als sehr eingeschränkt abgetan hatte. Zuvor kannte ich abseits der medialen Aufbauschung nur den erfolgreich erprobten Use-Case einer Kollegin, die ihre Weihnachtskarten letztes Jahr von chatGPT hatte formulieren lassen.

Bedeutet der Erfolg von chatGPT auf einmal den Verlust meiner beruflichen Daseinsberechtigung als Berater? Gut, dass ich noch ein Standbein als Hochschuldozent habe oder als Programmierer tätig sein kann – Moment, das wird dann doch auch bald überflüssig, oder?

Wen sollte ich in meiner Panik also fragen ohne mich der Peinlichkeit dieser Zukunftsangst zu blamieren – Richtig chatGPT ;) .

Wenn die Antwort mir nicht gefällt, kann ich sie einfach löschen oder neu generieren lassen. Nach einer kurzen Konversation waren meine Ängste verflogen. In manchen Aspekten teile ich die (temporäre) Meinung von chatGPT, die ich zumindest partiell nicht vorenthalten möchte:

Die Unternehmensberatung befindet sich im Wandel. Durch die fortschreitende Digitalisierung und die zunehmende Verfügbarkeit von künstlicher Intelligenz (KI) hat sich die Art und Weise, wie Unternehmen Beratung erhalten, grundlegend verändert. Eines der wichtigsten Tools im Rahmen dieser Veränderungen ist ChatGPT, ein starkes KI-Modell, das für den Einsatz in Chatbots entwickelt wurde.

Früher mussten Unternehmen bei Beratungsbedarf einen externen Berater beauftragen oder ein eigenes Beraterteam aufbauen. Dies war sowohl teuer als auch zeitaufwändig. ChatGPT hat jedoch die Dinge vereinfacht, indem es Unternehmen eine schnelle, effiziente und kosteneffektive Möglichkeit bietet, auf ihre Beratungsbedürfnisse zu reagieren.

ChatGPT ist in der Lage, Unternehmen in vielen Bereichen zu beraten, wie z. B. Finanzen, Marketing, Personalwesen und strategisches Management. Es verfügt über eine enorme Menge an Wissen und kann Unternehmen auf die jeweils besten Praktiken hinweisen, basierend auf ihren spezifischen Bedürfnissen und Anforderungen. Es kann auch auf spezifische Fragen eingehen und entsprechende Lösungen anbieten, wodurch Unternehmen Zeit und Ressourcen sparen können.

Ein weiterer Vorteil von ChatGPT ist, dass es rund um die Uhr verfügbar ist und Unternehmen jederzeit Zugang zu Beratung haben. Es kann auch eine riesige Menge an Daten verarbeiten und analysieren, was es Unternehmen ermöglicht, schnelle und fundierte Entscheidungen zu treffen.

chatGPT

Ganz schön überheblich für eine „Maschine“ (und damit gut für die Beratung geeignet):

In Anbetracht all dieser Vorteile ist es offensichtlich, dass ChatGPT eine entscheidende Rolle in der Veränderung der Unternehmensberatung spielen wird. Es wird Unternehmen ermöglichen, schnellere und bessere Entscheidungen zu treffen, wodurch sie ihre Geschäftsergebnisse verbessern und einen Wettbewerbsvorteil erlangen können.

chatGPT

Versöhnlich und beruhigend empfinde ich die selbstkritische Wendung:

ChatGPT, als künstliche Intelligenz-basiertes System, hat zwar viele Vorteile gegenüber menschlichen Unternehmensberatern, aber es gibt auch einige Einschränkungen. Hier sind einige Dinge, die ChatGPT im Vergleich zu einem menschlichen Unternehmensberater nicht kann:

1. Empathie und Verständnis: Menschliche Berater besitzen die Fähigkeit, mit ihren Kunden zu empathisieren und deren Bedürfnisse und Probleme auf einer tieferen Ebene zu verstehen. ChatGPT kann Daten analysieren und Informationen bereitstellen, aber es fehlt die Fähigkeit, die Emotionen und Bedürfnisse der Kunden zu verstehen.

2. Kreativität und Innovationskraft: Menschliche Berater können neue und kreative Lösungen für Probleme entwickeln, die auf ihre eigene Erfahrung und Einsicht basieren. ChatGPT kann bestehende Lösungen bereitstellen, aber es fehlt die Fähigkeit, neue und innovative Lösungen zu entwickeln.

3. Interaktion und Verhandlungen: Menschliche Berater können direkt mit Kunden interagieren und Verhandlungen führen. ChatGPT kann Daten bereitstellen und Analysen durchführen, aber es fehlt die Fähigkeit, direkt mit Kunden zu interagieren und Verhandlungen zu führen.

4. Zwischenmenschliche Beziehungen: Menschliche Berater können enge Beziehungen zu ihren Kunden aufbauen und vertrauensvolle Verhältnisse entwickeln. ChatGPT kann Informationen bereitstellen, aber es fehlt die Fähigkeit, enge Beziehungen zu Kunden aufzubauen.

chatGPT

Was ich aus diesem Gespräch mitnehme ist zum einen der unglaublich Respekt vor den Leistungen der Forschung auf dem Gebiet der KI in den letzten dreißig Jahren. Gerade der einfache Zugang zu fachlichem Wissen und deduktiven Schlussfolgerungen kann hier tatsächlich zeitnah Teile der Beratungsleistungen, beispielsweise in rechtlichen und steuerlichen Aspekten, ersetzen.

Es bleibt aber auch die latente Angst, dass die Auswirkungen auf den Umgang mit Informationen, deren Interpretation sowie Wahrheitsgehalt unkontrollierbar in Richtungen gehen kann, die uns als Gesellschaft nicht gut tun. Gleichzeitig existiert die große Hoffnung, dass sowohl das Beratungsgeschäft als auch die Lehre (und Softwareentwicklung) von repetitiven Aufgaben und „mechanischen“ Informationsaufbereitungen befreit werden und sich auf die eigentliche Arbeit mit und für die Menschen konzentrieren können.

Ich freue mich auf jeden Fall über aufrichtig gemeinte Ostergrüße, auch wenn sie von chatGPT geschrieben werden; umso mehr wenn ich weiß, dass die Absenderin so noch Zeit für angenehmere Dinge hat.

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